Lackentfernung und Übervergoldung

Update 2 aus dem Studio

Restaurierung von 'The Reixach'
März 2022

Es gibt Neuigkeiten aus dem Atelier, wo unsere "thronende Madonna mit Kind" von Joan Reixach restauriert wird. Es wurde hart gearbeitet, und wir freuen uns, Ihnen die neuesten Erkenntnisse und Neuigkeiten mitteilen zu können. Blättern Sie schnell weiter und erfahren Sie, was das Atelier gefunden hat.

Die Entfernung des Lacks

Derzeit ist der gesamte Lack von der Oberfläche entfernt worden. Auch Übermalungen wurden entfernt. Diese waren vor allem entlang der Nähte der Tafel vorhanden. Die Übermalungen waren im Allgemeinen sehr breit aufgetragen und überdeckten viel Originalmaterial. Ein gutes Beispiel dafür ist oben links in der Szene zu sehen. Im Hintergrund ist hier eine Felsformation zu sehen. Diese Felsformation wurde bei einer späteren Restaurierung viel größer gemacht als sie ursprünglich war. Dies geschah durch das Hinzufügen von Spachtelmasse und Übermalung, um die Naht und eine kleine Beschädigung des Goldes zu verbergen. Ein historisches Foto aus der Zeit um 1920 zeigt, dass dieser Zusatz noch nicht vorhanden ist.

Hintergrundinformationen zur Behandlung

Hintergrundinformationen während der Behandlung

Hintergrunddetails nach der Behandlung

Übervergoldung von Leisten

Beim Entfernen des Lacks wurde deutlich, dass ein etwa 3 cm breiter Rand entlang der geschnitzten Leisten übervergoldet worden war. Diese Übervergoldung war durch ihre unterschiedliche Farbe und ihren Glanz deutlich zu erkennen. Außerdem war deutlich zu erkennen, dass die Punzierung durch das Aufbringen dieser Übervergoldung versiegelt worden war. Dies war ein deutlicher Hinweis darauf, dass es sich um eine Übervergoldung handelte, da die Punzierung erst nach der Vergoldung angebracht wird. Die in den eingestanzten Löchern angebrachte Vergoldung ist also späteren Datums.

Da die Übervergoldung so eng an die Leisten anschloss, kam der Verdacht auf, dass die gesamten Leisten übervergoldet worden waren. Es sah so aus, als ob man beim Auftragen der Vergoldung auf den Rahmen nicht so sorgfältig gewesen war und daher auch die Ränder des Gemäldes und die flachen vergoldeten Stellen mit einbezogen hatte.

Um diese Annahme zu untersuchen, wurden Farbproben entnommen und als Querschnitte eingebettet. Die Proben wurden an verschiedenen Stellen der Leisten entnommen (beide horizontalen Pfosten, beide vertikalen Leisten und eine tiefere Stelle in der Zierschnitzerei). Bei allen Proben, mit Ausnahme der Probe der unteren Leiste, wurde Blattgold unter einer Schicht aus Spachtelmasse, Bolus und neuem Blattgold gefunden.

An der unteren Schiene wurde nur neues Blattgold gefunden. Dies bestätigte den Verdacht, dass die untere Leiste nicht original, sondern ein späterer Ersatz war. Dies war auch auf den Röntgenbildern zu erkennen, auf denen eine anomale Holzstruktur zu sehen war und moderne Schrauben zur Befestigung der unteren Schiene verwendet wurden.

Die Untersuchung der Farbmuster bestätigte, dass der gesamte Rahmen übervergoldet wurde. Die ursprüngliche Vergoldung ist unter der neuen Vergoldung bei vielen Proben noch vorhanden, wenn auch nur bruchstückhaft. Vermutlich wurde beim Austausch der unteren Schiene der gesamte Rahmen neu vergoldet, um sicherzustellen, dass die untere Schiene und der Rahmen richtig zusammenpassen.

Übervergoldung von Leisten

Alle Übervergoldungen auf den flachen Teilen des vergoldeten Hintergrunds wurden entfernt. Dies konnte relativ einfach mit Wasser oder einem Gel auf Wasserbasis geschehen. Die darunter liegende Originalvergoldung ist stellenweise beschädigt und weist kleine Lücken auf, aber insgesamt hat das Entfernen der Übervergoldung viel Originalmaterial in gutem Zustand zum Vorschein gebracht. Der gleichmäßige, warme Glanz des ursprünglichen Goldes ist viel schöner als die spätere Vergoldung.

Detailübermalung entlang der Leisten vor der Entfernung

Detail nach Entfernung der Übermalung

Um den Zustand der ursprünglichen Vergoldung unter all den späteren Ergänzungen einschätzen zu können, wurden Testfenster an den Leisten angebracht. Das Ergebnis dieser Tests ist nicht enttäuschend: Überall ist eine angemessene Menge an ursprünglichem Gold vorhanden, das in gutem Zustand ist. Nachdem die spätere Übervergoldung entfernt wurde, geht die Vergoldung des Hintergrunds nahtlos in die Vergoldung der Leisten über. Ein Rand oder Übergang ist nicht mehr vorhanden. Auch die Farbe ist viel schöner, da sie einen helleren, wärmeren Goldton aufweist.

Test für die Abnahme übervergoldeter Leisten.

Die weißen und roten Punkte in den Tests sind Lücken.

Die Tests haben gezeigt, dass es möglich ist, die Übervergoldung zu entfernen. Die Tests sind auch sehr vielversprechend, was den Zustand der ursprünglichen Vergoldung unter den Leisten betrifft. In Absprache mit dem Ausschuss kam man zu dem Schluss, dass die Entfernung der Übervergoldung an den Leisten die beste Behandlungsoption wäre. Der Mehrwert der ursprünglichen Vergoldung für das Erscheinungsbild des Werks ist groß. Rahmung und Bemalung bildeten ursprünglich eine Einheit. Das durch die Übervergoldung veränderte Erscheinungsbild des Rahmens hat dies etwas verändert: Der Rahmen hebt sich von den ursprünglich vergoldeten Flächen ab. Die Entfernung der Übervergoldung bringt das gesamte Objekt wieder ins Gleichgewicht.

Grauer Dunst

Unter der Lackschicht befindet sich eine gräuliche, gräuliche Schicht auf der Lackoberfläche. Diese Schicht ist an einigen Stellen dicker und an anderen Stellen lückenhafter. Die Schicht zeigt keine Fluoreszenz unter UV-Strahlung und ist unempfindlich gegenüber Lösungsmitteln. Um diese Schicht zu untersuchen, wurden 2 Lackproben entnommen und als Querschnitte eingebettet. Dabei zeigte sich, dass es sich um eine sehr dünne, halbtransparente Schicht handelt, die vor allem in tieferen Bereichen der Lackoberfläche vorhanden ist.

Detail aus einer Farbprobe, 400-fache Vergrößerung, Hellfeld.

Detail aus einer Farbprobe, 400-fache Vergrößerung, UV-Strahlung

Die Farbproben wurden dann am RCE mit SEM-EDX (von Dr. Ineke Joosten) untersucht. Diese Untersuchung ergab, dass es sich um eine organische Schicht handelt, die reich an Kalzium und Sauerstoff ist. Außerdem wurden zwei Schürfproben entnommen und mit FTIR (von Dr. Suzan de Groot) untersucht. Dabei zeigte sich, dass das Material hauptsächlich aus Eiweiß und Kreide besteht, mit möglichen Abbauprodukten wie Kalziumoxalaten in der Schicht.

Nach diesen Untersuchungen wurden Tests zur Entfernung dieser Schicht durchgeführt. Die Tests zeigten, dass die Schicht mit einer bei pH 6,5 gepufferten Emulsion von Pemulen TR2 sicher entfernt werden konnte.

Prüfung auf abnehmende graue Schicht: die linke Seite der Tunika ist gereinigt, die rechte Seite nicht.

Test auf abnehmende graue Schicht: Unter der dunkelgrauen Schicht erscheint ein schöner rosa Schleier.

Die Tests zur Entfernung der grauen Schicht sind vielversprechend: Die Oberfläche hellt sich auf, die ursprüngliche Farbbalance kehrt zurück. Die schönen, satten Farben der Engelskleidung leuchten wieder. In Absprache mit dem Ausschuss wurde jedoch beschlossen, weitere Untersuchungen über die graue Schicht durchzuführen, bevor man sich zu ihrer Entfernung entschließt. Worum handelt es sich dabei genau? Handelt es sich möglicherweise um eine Originalschicht? Frühere Untersuchungen, wie oben beschrieben, deuteten auf einen Eiweißlack hin. Die Literaturrecherche zeigt, dass Eiweißlacke in Künstlerhandbüchern des 18. und 19. Es ist möglich, dass diese Eiweißlackschicht bei einer späteren Restaurierung aufgetragen wurde. Die frühere Forschung hat jedoch keine vollständige Antwort auf die Zusammensetzung der Schicht gegeben. Es ist nämlich durchaus möglich, dass die darunter liegenden Farbschichten ebenfalls proteingebunden sind. Wurden die Abstriche zu tief entnommen, könnte also auch Material aus der darunter liegenden Schicht enthalten gewesen sein. Es ist daher nicht ganz klar, woher das gefundene Eiweiß stammt. Aus diesem Grund wurde beschlossen, einen weiteren Querschnitt mit FTIR zu untersuchen. Wenn diese Untersuchung an einem Querschnitt durchgeführt wird, kann man genau sehen, wo sich das Protein befindet, in der grauen Deckschicht oder in den darunter liegenden Farbschichten.

Derzeit werden weitere Literaturstudien über die Anwendung von Proteinlacken durchgeführt, wobei die Ergebnisse der FTIR-Studie noch ausstehen.

Restauratoren:

Melissa Daugherty MA, PD Res
Marya Albrecht MA, PD Res
Gert van Gerven MA

Ausschuss für Berufsberatung:
Prof. Dr. Henk van Os, Kunsthistoriker
Dr. Carol Pottasch, leitende Konservatorin im Mauritshuis
Dr. Carl Brandon Strehlke, Kunsthistoriker
José de la Fuente, Konservator Paneele Museo Nacional des Prado, Madrid